Themenfelder

Es gibt verschiedene Theorieansätze, die Transformationsprozesse begreifbar machen. Wir beziehen uns im Transformativen Jahr (TJ) u.a. auf ökologische Gesellschaftskritik, Sozialkritik, Entfremdungskritik und Herrschaftskritik und betrachten verschiedene Transformationsstrategien. Transformation ist kein eindimensionaler Prozess. Sie betrifft Strukturen auf unterschiedlichen Ebenen. Im TJ richten wir unser forschendes Interesse auf materielle, juristische, sozio-kulturelle und mental-körperliche Strukturen. Und wir erproben, was Wandel auf all diesen Ebenen bedeuten kann.

Mentale & Verkörperte Strukturen 

1. Menschenbilder und Wirtschaftsweisen

Was sind die Menschenbilder, die unsere Gesellschaft prägen? Wie stützen diese Bilder – z.B. das des Homo Ökonomikus – unsere herkömmliche Art zu wirtschaften? Welche Wirtschaftsweisen ermöglichen ein Menschenbild, das Menschen als kooperative Wesen begreift? Was verbirgt sich hinter den Begriffen Commons, Gemeinwohl-Ökonomie, Degrowth, Community Economics, Solidarische Ökonomie?

2. Den Einfluss von Herrschaftsstrukturen erkennen

Häufig wird unsere Arbeits- und Wirtschaftsweise als alternativlos dargestellt. Aber das ist sie nicht. Menschen haben in vielen Ansätzen gezeigt, dass es andere Arbeits- und Wirtschaftsweisen gibt. Wie ist die Struktur von Lohnarbeit entstanden? Was ist ein Mehrwert? Wie sind Menschen, in der von Frigga Haug entwickelten 4-in-1-Perspektive, tätig? Was ist der Unterschied zwischen Arbeiten und Tätigsein? Was bedeutet Subsistenz?

3. Verkörpertes Wissen und Self Care

Selbst- und Menschenbilder sind mehr als Bilder in unseren Köpfen. Sie sind in einem langen Sozialisationsprozess Teil unserer Körper und emotionalen Landschaften geworden. Deshalb führt das bloße Verstehen z.B. globaler Ausbeutungsprozesse nicht automatisch zu einem anderen Verhalten. Wie können wir Emotionen (und gerade die schwierigen) und Körperlichkeit als Ressource für Veränderungen nutzen? Welche Hilfe bieten Achtsamkeit und Praktiken wie Meditation, Embodimenttechniken, Bewegung – ob kreativ oder sportlich. Wie können wir angesichts der Größe der Aufgaben vermeiden, in das Muster der zu fallen, um langfristig unsere Energie und Kraft zu erhalten?

Soziokulturelle Strukturen

1. Sich selbst organisieren

Transformation braucht Verbündete und gegenseitige Unterstützung, denn die Widerstände sind groß. Da Menschen, die sich für eine solidarische Gesellschaft einsetzen, häufig nicht viel politische und wirtschaftliche Macht besitzen, müssen sie sich selbst organisieren. Doch wie geht das? Wie kann eine Gruppe gemeinsam so Entscheidungen treffen, dass die Einzelnen den Prozess als sinnvoll und ermächtigend empfinden? Wie kann eine Gruppe sicher stellen, dass alle ihre Mitglieder gesehen und gehört werden? Was kann ich tun, um mein ganzes Potenzial in einen Gruppenprozess einzubringen? Der Blick in hierarchisch organisierte Unternehmen oder in unsere demokratischen Gremien zeigt, dass dies nicht einfach ist. Wir möchten erprobte Ansätze der Selbstorganisation weitergeben, damit Veränderungsprozesse nicht an Konflikten scheitern. Das Transformative Jahr bietet ein umfassendes, spannendes Übungsfeld.

2. Was bedeutet Arbeit?

Häufig wird unsere Arbeits- und Wirtschaftsweise als alternativlos dargestellt. Aber das ist sie nicht. Menschen haben in vielen Ansätzen gezeigt, dass es andere Arbeits- und Wirtschaftsweisen gibt. Wie ist die Struktur von Lohnarbeit entstanden? Was ist ein Mehrwert? Wie sind Menschen, in der von Frigga Haug entwickelten 4-in-1-Perspektive, tätig? Was ist der Unterschied zwischen Arbeiten und Tätigsein? Was bedeutet Subsistenz?

3. Kunst und Gemeinschaft

Kunst war und ist immer ein Ort der Irritation von Gewohntem und sie ist ein Ort für Visionen: Sie kann neue Wahrnehmungsräume eröffnen, erprobt kreativ neue Haltungen zur- und Handlungen in der Welt. Kunst ist mehr als das klassische Kunstwerk: Was ist eine soziale Plastik? Wir wollen in unserem Bergfest der Kunst einen besonderen Stellenwert geben.

Materielle Strukturen

1. Kleidung

Wie lässt sich die Herstellung von Kleidung ohne Ausbeutung, Kinderarbeit und Geldflüsse erreichen? Neben einer Aufklärung über die globalen Handelsketten schauen wir uns bestehende Alternativen zur dominanten Kleidungsproduktion an.

2. Energie

Erneuerbare Energien und die Energiewende sind gesellschaftsfähig geworden. Wir beleuchten verschiedene Akteur*innen im Energiesystem, lernen zukünftige Energieszenarien kennen sowie ganz konkrete PV-Anlagen und vielfältige Möglichkeiten, Energie zu sparen.

3. Wärme

Der Wärmesektor ist neben dem Stromsektor und der Mobilität der große Verbraucher von fossilen Energieträgern. Auch hier gilt es, die Transformation von Kohle, Öl und Gas einzuleiten und den Wärmesektor mit dem Stromsektor zu koppeln. Neben dem Energiesystem schauen wir auch auf alternative Dämmstoffe und damit auf das wunderbare Material Lehm.

4. Nahrung

Unser Essen ist von globalen Lieferketten und einer intensiven Landwirtschaft geprägt. Landwirtschaft trägt nicht nur erheblich zum Klimawandel bei, sie kann als CO2-Senke auch helfen, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Durch die Transformation unserer Ernährung können wir einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Lebensweise leisten. Dabei beschäftigen wir uns u.a. mit gelebten Alternativen wie Permakultur und solidarischer Landwirtschaft.

5. Wasser

Sauberes Wasser ist mittlerweile knapp und eine Handelsware geworden. Neben theoretischem Input wollen wir lernen, wie wir nachhaltige Wasserkreisläufe aufbauen können und ganz praktisch: Wie kann mensch eine Komposttoilette bauen und wassersparender leben?

6. Software

Die größten globalen Konzerne kommen neben dem Energiesektor aus dem Software-Bereich. Das Internet ist heute Quelle steter Überwachung aller Lebensbereiche und politischer Einflussnahme. Wir möchten hierfür sensibilisieren und zeigen, wie man sich schützen kann. Wir beschäftigen uns aber auch mit den Möglichkeiten von offener, hilfreicher Software und ihrem Einsatz für Transformationsprojekte.

Juristische Strukturen

1. Finanzierung

Wenn Du etwas verstehen willst, folge dem Geldfluss und frage, wer verdient. Das Finanzsystem bestimmt nicht unerheblich, in was wir investieren und ob gesellschaftliche Transformationen ermöglicht, erschwert oder verhindert werden. Auch hier hilft uns Theorie, Abläufe besser zu verstehen, um dann auf bestehende Alternativen wie z.B. Tauschnetzwerke und kollektive Finanzierungsmöglichkeiten zu schauen.

2. Rechtsformen

Viele Projekte stehen bei der Gründung vor der Frage, welche Rechtsform die geeignetste ist. Wir wollen uns die verschiedenen Formen anschauen, Erfahrungswerte austauschen und „legal hacks“ weitergeben.

3. Demokratie & Politik

Wir möchten demokratische Strukturen durch innovative, solidarische Ansätze stärken und vertiefen. Welche historischen und aktuellen Vorschläge gibt es für eine lebendige Demokratie – von Liquid Democracy über Bürger*innen-Räte bis zur commonischen Räterepublik? Wir erweitern den Raum der Möglichkeiten, Demokratie zu denken und sprechen darüber, wie und wann es sinnvoll ist, sich in den real existierenden politischen Gremien wie Gemeinderat, Kreistag usw. einzubringen. Wir lernen aus lokalen Transformationsprozessen.